Nur weil Unternehmen bislang auch ohne eine eigene Unternehmensidentität erfolgreich waren, sollten diese zukünftig nicht weiter den Unternehmens-Purpose vernachlässigen. Wir haben uns mit Martin Pfleiderer von der erlebniswerkstatt GmbH unterhalten und erfahren, wie wichtig das WARUM für den Erfolg eines Unternehmens ist.
Was bedeutet für dich „gelebte Unternehmensidentität?
Wie der Name schon sagt, muss in diesem Fall ein Leben und Erleben der Identität möglich sein. Das startet für mich aber beim zwischenmenschlichen Umgang und bei der Führung von Mitarbeitenden. Menschen in Führungspositionen müssen dazu in der Lage sein, ihre Mitarbeiter zu inspirieren. Dafür benötigen sie von Geschäftsführung oder von Vorstandsseite einen Unternehmens-Purpose. Ich würde behaupten, dass 80% aller KMUs in Deutschland keinen klar definierten Unternehmens-Purpose haben, weil man diesen in der Vergangenheit nicht brauchte, denn es lief ja auch ohne ganz gut. Corona ist hier ein Brandbeschleuniger geworden, der nun die Menschen zum Nachdenken bringt.
"Menschen in Führungspositionen müssen dazu in der Lage sein, ihre Mitarbeiter zu inspirieren."
Warum ist es aus deiner Sicht wichtig, dass jedes Unternehmen den eigenen Purpose herausarbeitet?
Da sind wir genau bei dem Punkt, der viel zu häufig fehlinterpretiert wird. Unternehmensidentität oder -kultur beschränken sich nicht auf Oberflächlichkeiten wie Firmenevents, Incentives, eigene Sneaker-Kollektionen etc. Das ist alles Fassade und darf gerne zum Einsatz kommen, wenn vorherige Hausaufgaben erledigt wurden. Es geht hier um das Grundlegende: das „WARUM?“. Jeder Unternehmer sollte sich fragen, warum seine Mitarbeitenden eigentlich bei ihm und nicht bei der Konkurrenz arbeiten. Diese Frage kann man ausweiten auf Lieferanten, Kunden uvm. Und gehen wir mal einen Schritt weiter und fragen: „Warum sollte meine Belegschaft eigentlich wieder zurück ins Büro kommen?“ Denn aus dem Homeoffice arbeitet es sich eigentlich ganz gut. Und übrigens für jeden Arbeitgeber gleich gut. Der Purpose eines Unternehmens ist deswegen so wichtig geworden, da Unternehmer ihren Mitarbeitenden zukünftig mehr Transparenz und eine klarere Inspiration mitgeben müssen, um als attraktiver und glaubwürdiger Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Qualifizierte Mitarbeiter sind Mangelware. Gerade diese benötigen Perspektive und etwas, wovon sie überzeugt sind.
Wie kreiert man eine Unternehmensidentität? Wie sieht der Prozess aus?
Die Unternehmensidentität zu kreieren ist nichts, was wir gemeinsam mit unseren Kunden von heute auf Morgen in den Händen halten. Im Vorfeld bedarf es einer intensiven Auseinandersetzung mit der Unternehmenshistorie, den Gründern, Gesellschaftern etc. Eben denen, die auch Auskunft darüber geben können, woher sie kommen und wohin sie gehen wollen. Die Entwicklung der Identität dient nicht zum Selbstzweck, sondern soll natürlich auch eine entsprechende Wirkung erzielen, sowohl intern als auch extern. Insofern ist eine strategische Planung von interner und externer Kommunikation im Anschluss an den Prozess unabdingbar.
Warum sollte sich die Identität eines Unternehmens auch im eigenen Büro widerspiegeln?
Raphael Gielgen von Vitra sagte einmal sinnbildlich: "Der Mensch sucht nach Zugehörigkeit und diese muss verortet werden." Also ist ein Büro der Ausdruck dessen, was ein Unternehmen ist und worin sich seine Mitarbeiter auch zugehörig fühlen.
"Wer als Unternehmer seine Entscheidungen und Ziele transparent an seine Managementebene weitergibt, befähigt diese im Unternehmer-Sinne zu führen und zu motivieren."
Wie erreicht man es, dass die Unternehmensidentität vom Team akzeptiert und gelebt wird?
Kommunikation ist das A und O. Und das fängt ganz oben an. Ich habe neulich mal gelesen, dass Transparenz die neue Form des „New Work“ sei. Dem stimme ich teilweise zu. Wer als Unternehmer seine Entscheidungen und Ziele transparent an seine Managementebene weitergibt, befähigt diese im Unternehmer-Sinne zu führen und zu motivieren.
Hast du ein Beispiel, welches zeigt, wie der Prozess erfolgreich gelingen kann?
Kommunikation ist das A und O. Und das fängt ganz oben an. Ich habe neulich mal gelesen, dass Transparenz die neue Form des „New Work“ sei. Dem stimme ich teilweise zu. Wer als Unternehmer seine Entscheidungen und Ziele transparent an seine Managementebene weitergibt, befähigt diese im Unternehmer-Sinne zu führen und zu motivieren.
Was möchtest Du noch loswerden?
Wer heute noch glaubt, dass der Erfolg Recht gibt, nicht selbst an seiner eigenen Unternehmensidentität, an seinem Unternehmens-urpose zu arbeiten, dem prognostiziere ich schwierige Zeiten. Wir werden in Zukunft noch stärker Fachkräfte davon überzeugen müssen, für etwas größeres zu arbeiten als „nur“ für etwas mehr Geld. Es lohnt sich also, gerade in Erfolgszeiten darüber nachzudenken, was für Wege man in der Zukunft beschreiten möchte.
Über Martin Pfleiderer
Martin Pfleiderer ist Geschäftsführer der erlebniswerkstatt GmbH. In der Vergangenheit war er als Marketingleiter in Mittelständischen Unternehmen tätig, heute berät er genau diese rund um das Thema „Neues Arbeiten“. Aus seiner Expertise heraus, mehrere Jahre den Markenkern von Unternehmen und Produkten erarbeitet zu haben, ist sein Schwerpunkt, mit seinen Kunden auf eine Entdeckungsreise ihres eigenen Unternehmenskerns zu gehen.
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